Bradule
2020
Narrenschiff
An der Hand der Grossmutter durchs Quartier spaziert, alle Sinneseindrücke aufgesogen, die Häuser, die Strassen - und gewiss auch die Lieder.
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Die rumänischstämmige Sängerin Irina Ungureanu geht einmal mehr auf Spurensuche. Nach einem Programm, das der grossen Sängerin Maria Tănase gewidmet war, sind es nun Volkslieder, die vom Ensemble Grünes Blatt bearbeitet wurden. Der Bassist Dominique Girod hat zwei Eigenkompositionen danach beigesteuert. Volksmusik also, feinfühlig gesungen von Irina Ungureanu, unterlegt mit Puls, jazznah arrangiert, auf eine sehr diskrete, nicht exotisierende Weise musikantisch.
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Thomas Meyer, jazz'n'more Januar 21

Huch! Was ist denn das? Gleich zu Beginn fordert das Ensemble Grünes Blatt auf seiner neuen Platte "Bradule" heraus. Der gleichnamige Prolog lässt nämlich ordentlich am Kopfe kratzen, derart quer schneiden sich Slidegitarre, Trompete und Stimme in die Melodien rein. Ist das so gewollt? Hat das einen tieferen Sinn? Bei Grünes Blatt definitiv.
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Diese Volksmusik interpretiert die Gruppe nach Ausflügen ins Genre der Oper oder Neuen Musik auch auf dem aktuellen Werk wieder, erneut angereichert mit ungewohnten und improvisatorischen Ansätzen. "Experimente" jener Art beinhalten zwar immer die Gefahr von unglücklichen Hochzeiten. Hier gelingts jedoch wunderbar.
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Stoph Ruckli, 041 Januar 2021

FIR DE IARBĂ
Grashalm

Du, Grashalm, wer fragt dich nach deinen Ängsten und Sorgen?
Du, Tanne, wer fragt dich nach deinen Ängsten und Sorgen?
Du, Mensch, wer fragt dich, wenn auf verbranntem Steinweg dein Herz Tränen ausschüttet?

Niemand fragt, so ist der Mensch.
Der Wind weht, weil er unterwegs sein muss.
Die Sehnsucht weht, weil sie unbändig ist.


DOINA DIN MARAMUREŞ
Doina aus Maramureş

Ich ging in den Wald
Ich blies das grüne Blatt
Im Tal und auf dem Hügel

Ich schreib ihm lange Briefe
Ich schreib ihm in die Weite
Im Tal und auf dem Hügel

Denn mein geliebter Schatz
Ist in der Armee
Im Tal und auf dem Hügel


C
ODRULE, BĂTRANULE
Wald, alter Herr

Wald, alter Herr,
verflucht seist du.
So oft betrat ich dich.
Lass mich deine trockenen Blätter sehen.

Viel fragt mich der grüne Wald,
wieso ich älter werde.
Wald, frag nicht, du alterst auch.
Lass nur erst den Herbst kommen.

Wald, als ich dich betrat,
war ich jung und unbedarft.
Aber wie ich zurückkam,
war ich alt und du vertrocknet.
Thirteen Ways
2010
Unit Records
So flirrt Rumänien
Züritipp am 15. 09. 2011 von Frank von Niederhäusern

Das Sextett Grünes Blatt hat ein atemberaubendes Debütalbum aufgenommen. Nicht alle Balkanmusik muss stampfen und rumpeln. Volkslieder etwa aus Rumänien können auch sehr zart besaitet und filigran klingen. Solche Weisen adaptiert Grünes Blatt auf betörende Art.


Glanz und Tiefe

Neue Zürcher Zeitung am 20. 09. 2011 von Ueli Bernays

Das Material ist Volksmusik. Grünes Blatt, die Band des Zürcher Kontrabassisten Dominique Girod und der rumänischen Sängerin Irina Ungureanu, gibt auf dem Debütalbum "Thirteen Ways" neben einigen Originals vor allem rumänische Volksmusik zu Besten, in denen die Natur besungen wird. Das "Was" indessen ist nur eine Seite. Im "Wie" der Interpretation nämlich öffnen sich hier noch ganz andere klangliche Welten. Dominique Girods Werdegang ist vielleicht exemplarisch für die vielfältige Musikalität in seinem hochkarätig besetzten Sextett - mit Mattias Spillmann (Trompete), Vera Kappeler (Piano, Harmonium), Urs Vögeli (Gitarre), Nina Eleta (Geige). Der Kontrabassist hat Jazz und klassische Musik studiert. Das mag die beeindruckende Akuratesse erklären, mit der er die Rumänische Volksmusik zu arrangieren vermag. Er überzeugt dabei durch formale Kohärenz und durch schillernde klangliche Mischungen, feine schattierungen der Timbres, die der Musik einen geheimnisvollen Reiz verleihen.


Grünes Blatt, Thirteen Ways
Concerto im Oktober 2011

Es ertönen Tunes, die wie Landschaftsmalerei klingen, Lieder, wie sie in der zeitgenössischen Klassik entstehen könnten, wunderbar durcharrangiert, gespickt mit tollen Soli der einzelnen Musiker, improvisiert und trotzdem immer der gefühlten Dramaturgie folgend. An erster Stelle sei dann die rumänische Sängerin Irina Ungureanu noch einmal genannt, denn sie lotet mit ihrer Stimme die Extreme aus, wirkt dabei immer sicher und schon beim Debüt Album dieser Band wie eine der ganz grossen Sängerinnen, wie eine gelungene Kombination aus Iren Lovasz, Marta Sebestyen, Mariza und Susanna Baca.


Dreizehn Arten, die Amsel zu sehen

Der Landbote am 13. 09. 2011 von Helmut Dworschak

Vom ersten Ton an ist zu spüren, dass es sich bei dieser Einspielung um ein aussergewöhnliches Projekt handelt. Lässt man sich darauf ein, kann man ein formal durchdachtes Werk entdecken, über das es viel zu sagen gäbe. Die Grundlage von "Thirteen Ways" bilden sechs rumänische Volkslieder, die von Liebe, Treue und Sehnsucht handeln. Sie sind konkret und schlicht, setzen den Menschen in ein Verhältnis zur Natur und enthalten existenzielle Fragen; sie berühren mit einem märchenhaft-erzählenden Stil und erinnern stellenweise an das Hohelied.